33. SONNTAG im Jahreskreis

 

1. Lesung aus dem Buch Daniel (12,1-3)

Evangelium nach Markus (13,3-4.24-32)

 

Am Ende des Kirchenjahres hören wir jedes Jahr biblische Lesungen, die über die Endzeit reden. Es ist eine apokalyptische Sprache von früher, mit Weltuntergangsstimmung. Wenn wir heute Nachrichten hören und lesen, bekommen wir leicht den Eindruck, dass diese Endzeit bereits gekommen ist: Die Bedrohungen durch den Klimawandel, Asteroiden, die mit der Erde zu kollidieren und sie zu zerstören drohen, Naturkatastrophen (Überschwemmungen, Vulkanausbrüche, Waldbrände) die viele Existenzen vernichten, eine Pandemie, die uns bedroht. Dazu kommen Kriege in verschiedenen Ländern, Millionen von Menschen auf der Flucht und ein Europa, das sich dadurch bedroht fühlt... Breitet sich nicht da langsam an eine Untergangsstimmung aus? Mit der Angst vor dem Weltuntergang lassen sich nach wie vor gute Geschäfte machen. Filme mit apokalyptischem Inhalt lassen sich gut verkaufen.

Diese Untergangsstimmung kann aber auch bei jedem einzelnen Menschen durch persönliche Schicksalsschläge entstehen: Ein schwerer Unfall, eine unheilbare Krankheit, ein geliebter Mensch stirbt ... Die ganze persönliche Welt stürzt zusammen.

Es geht hier also um Grunderfahrungen, die Menschen immer wieder machen. Auch zur Zeit Jesu gab es eine apokalyptische Stimmung, wie wir gerade gehört haben: „Nach einer großen Schreckenszeit, wird sich die Sonne verfinstern, der Mond wird sein Licht verlieren, die Sterne werden aus ihrer Bahn geschleudert, und die Kräfte des Weltalls geraten durcheinander.“

Es ist nicht die Absicht Jesu, mit diesen apokalyptischen Bildern Angst und Schrecken zu verbreiten, sondern uns zum Nachdenken zu bringen. All diese Bedrohungen sind real, und sie sollen eine Grundwahrheit ins Bewusstsein rufen: Unsere Welt, unser Leben, wir selbst sind sehr vergänglich. Die Tage, die uns zur Verfügung stehen, sind nicht unbegrenzt. Unsere Welt und auch wir selbst sind sehr begrenzt.

Es hilft mir, Vieles, das sonst so wichtig erscheint, zu relativieren. Dadurch bekommt mein Leben einen tieferen Ernst: Ich habe nur dieses Leben. Es drängt mich deswegen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wer sich seiner Vergänglichkeit und Sterblichkeit bewusst ist, lebt anders. Wenn wir eine Zukunftsperspektive haben, eine Hoffnung für unsere Zukunft, dann werden wir fähig, die gegenwärtige Situation anders zu betrachten, und daraus Konsequenzen zu ziehen für das Leben heute.

Gerade darum geht es Jesus. Er macht uns Hoffnung. Wenn diese Welt, ja wenn unsere eigene, persönliche Welt zusammenbricht, dann lässt Gott uns nicht zu Grunde gehen! „Niemand weiß, wann das Ende kommen wird... Den Tag und die Stunde kennt nur der Vater.“ Wann das sein wird, ist nicht so wichtig. Das weiß Gott allein. Wichtig ist, damit zu rechnen, im vollsten Vertrauen zu Gott.

Nur wenn wir uns wirklich mit unserem Ende auseinandergesetzt haben, können wir unser jetziges Leben richtig einschätzen, mit innerer Ruhe und Gelassenheit und trotz allem mit Freude leben. Wer sich zu Jesus bekennt und nach seinem Wort lebt, braucht das Ende nicht zu fürchten. Wenn wir die Hoffnung nicht aufgeben und darauf vertrauen, dass Gott das Ziel unseres Lebens ist, wird am Ende alles gut. Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand. „Wer ausharrt bis zum Ende, wird gerettet werden,“ sagt Jesus. Die große Teresa von Avilla hat es so gesagt: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich schrecken. Alles vergeht. Aber Gott ändert sich nicht. Wer sich an Gott hält, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.“

Das ist die Botschaft, die Jesus uns bringt. Ich habe Vertrauen, ich verlasse mich auf ihn. Was auch geschieht: Wir haben eine gute Zukunft, weil Gott das letzte Wort hat. Der Blick auf Jesus hilft uns, unsere Lebensängste zu überwinden.

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